Dies ist Teil 5 meiner neuen mehrteiligen Serie zur professionellen Hörbuchproduktion in Eigenregie. Ab sofort folgen wöchentlich alle weiteren Artikel, die von A bis Z erklären, wie man von der Idee zum fertigen Hörbuch in den Shops kommt. Alle Inhalte sind auch gesammelt als Buch und E-Book erhältlich. Sämtliche Links dazu finden sich auch noch einmal am Ende des Textes.
Kopfhörer und Kopfhörerverstärker für Sprecher
Ein weiteres wichtiges Werkzeug beim Einsprechen eines Hörbuchs ist der Kopfhörer. Man sollte einen Bügelkopfhörer in geschlossener Bauweise verwenden. Geschlossen bedeutet, dass die Hörer nach außen hin abgeschlossen sind und Schall nur nach innen abgestrahlt wird. Das ist wichtig, damit die Stimme nicht wieder aus dem Kopfhörer ins Mikrofon zurückstrahlt und so eine Art Echo verursacht. Halboffene und offene Modelle strahlen auch nach außen ab und sind für Sprachaufnahmen oft ungeeignet. Von In-Ear-Modellen oder Knopfhörern, die ins Ohr gesteckt werden, kann nur abgeraten werden.
Tragekomfort und Klangqualität der Kopfhörer
Für unsere Anwendung sollte es ein gut klingender und vor allem auch bequem sitzender Bügelkopfhörer sein, der ausreichend groß ist und gut anliegt. Man muss bedenken, dass man den Kopfhörer beim Einsprechen des Hörbuchs oft über Stunden trägt und es sehr schnell unangenehm werden kann, wenn etwas drückt oder der Hörer ständig rutscht. Hier lohnt es sich ebenfalls, die Bewertungen anderer Nutzer genau lesen. Weiter unten habe ich einige gute Modelle aufgelistet. Es reicht für den Zweck der reinen Aufnahme in der Regel, ungefähr 50 Euro auszugeben.
Will man allerdings das Hörbuch nachher auch auf den Kopfhörern bearbeiten und Feinabstimmungen am Klang vornehmen, kann es ratsam sein, etwas mehr auszugeben, da die höherpreisigen Modelle in aller Regel eine bessere „Auflösung“ der Tonsignale und einen ausgewogeneren Frequenzgang besitzen. An dieser Stelle sei noch auf eine Software-Lösung hingewiesen, sie den Klang von Kopfhörern entscheidend verbessern kann, indem sie den Frequenzgang für das jeweilige Modell präzise angleicht und so ein lineares Klangbild schafft. Die Rede ist von Sonarworks Reference, welches es in einer „Headphone Edition“ sowie in einer „Studio Edition“ gibt. Letztere erlaubt auch das Kalibrieren von Lautsprechern.
Kaufempfehlungen für Kopfhörer
Geschlossene Kopfhörer um 50 Euro:
AKG K-92, Sennheiser HD-200 Pro, Shure SRH240, Presonus HD9.
Einige Modelle um 100 Euro:
Sony MDR-7506, Shure SRH840, Beyerdynamic DT-770 Pro.
Separate Kopfhörerverstärker
Stellt das eigene Interface kein Direct-Monitoring im Gerät zur Verfügung – und das per Software erzeugte „Vorhören“ weist eine zu große (störende) Verzögerung auf –, kann man einen speziellen Kopfhörerverstärker zwischen Mikrofon und Interface schalten. Dieser zweigt das eingehende Mikrofonsignale verzögerungsfrei ab und gibt es auf die Kopfhörer. Das aufgenommene Signal aus dem Computer lässt sich stufenlos dazumischen. Die günstigste (aber in der Praxis absolut taugliche) Variante ist der Behringer MA400 für rund 20 Euro.
Zubehör und Hilfsmittel für die Hörbuchaufnahme
Um das Aufnahme-Setup zu komplettieren, braucht es nun noch einige Zubehörteile, die sich bei der Aufnahme als ausgesprochen nützlich erweisen. Zuallererst benötigt man natürlich ein Stativ für das Mikrofon. Manche USB-Modelle haben einen eingebauten Standfuß, mit dem man es direkt auf den Schreibtisch stellen kann, was allerdings nicht zu empfehlen ist, da sich dann etwaige Rumpelgeräusche vom Tisch auf das Mikro übertragen können. Besser ist in jedem Fall ein separates Galgen-Stativ, das sich flexibel genau dort positionieren lässt, wo es gebraucht wird. Hier sollte man nicht das absolut günstigste wählen, wenn man nicht möchte, dass sich das Stativ ständig von selbst verstellt. Modelle von K&M etwa sind generell eine gute Wahl. Es sind aus dem Bereich Podcasting auch spezielle Stative mit Gelenkarm verfügbar, die sich an einem Schreibtisch montieren lassen und sehr flexibel einstellbar sind. Die wirklich guten Vertreter dieser Bauart schlagen allerdings mit fast 100 Euro zu Buche.
Unabdingbar: „Pop-Killer“ oder Ploppschutz
Das zweite unbedingt empfehlenswerte Zubehörteil ist ein „Pop-Killer“ oder auch Ploppschutz. Dieser wird zwischen Mikrofon und Sprecher positioniert und sorgt dafür, dass sie Plosivlaute (vor allem bei P und B) nicht das Mikrofon übersteuern und unnatürlich laut aufgenommen werden. Es gibt Modelle mit zwei dünnen, halbtransparenten Stofflagen, die auf einen runden Rahmen gespannt, werden oder aber speziell geformte Metallsiebe, die den Luftstrom abschwächen und ablenken. Beide funktionieren gleichermaßen gut und beinträchtigen den Klang nicht. Einige Modelle kommen ab Werk mit einem Pop-Killer (etwa das Lewitt 440 Pure im Bild) oder sind in einem Set zusammen mit dem Zubehör zu haben. Man kann sich alternativ einen provisorischen Pop-Schutz aus einem Kleiderbügel und einer darüber gespannten Strumpfhose bauen, was in der Praxis gut funktioniert, aber wenig flexibel in der Handhabung ist. Bei den relativ günstigen Preisen fertig konfektionierter Produkte lohnt sich der Aufwand eigentlich nicht.
Vorverstärker oder Mikrofon-Preamps
Ein weiteres Zubehörteil sind Vorverstärker oder Mikrofon-Preamps, die zwischen Mikrofon und Interface geschaltet werden. Es ist sehr leicht möglich, hier große Summen Geld auszugeben, ohne dass es die Klangqualität extrem beeinflusst. Ein guter Preamp ist in aller Regel sein Geld wert, jedoch ist er für die Hörbuch-Eigenproduktion nicht notwendig. Die einzige Ausnahme bildet die Anwendung mit einem niedrig-empfindlichen dynamischen Mikro (in Kombination mit einem leisen Sprecher oder schwachem Interface). Genau für diesen Fall wurden sehr kompakte Preamps entwickelt, die man einfach in den Kabelweg einsteckt und die über die 48 Volt Phantomspeisung mit dem nötigen Strom versorgt werden. Sie heben den Pegel des Mikros an, ohne das Rauschen übermäßig zu verstärken. Einige der Modelle sind schon ab 25 Euro zu haben und heißen etwa: Klark Teknik Mic Booster CT1, Thomann FetAmp, TritonAudio FetHead oder SE Electronics DM1.
Bei Mikrofonkabeln auf Qualität achten
Das letzte kleine Puzzleteil im Setup ist das Mikrofonkabel: Benötigt wird ein XLR-Kabel (dreipolig). Hierzu gibt es lediglich noch den Hinweis, nicht das allergünstigste Noname-Fabrikat zu kaufen, denn diese Kabel verschleißen schnell und bekommen Kabelbrüche, was sich dann in Knacksern und Signalausfällen äußert. Stattdessen ist es ratsam, auf das Kabelsortiment eines Markenherstellers, wie etwa Cordial oder Sommer Cable, zurückzugreifen. Generell gilt: je kürzer das Kabel, desto besser. Drei Meter müssten im Normalfall reichen, länger sollte es nur sein, wenn es die räumliche Situation erfordert.
Das Buch zur Artikelserie
In diesem Buch, das als Taschenbuch, Ringbindung und E-Book erhältlich ist, habe ich alle relevanten Inhalte zur Hörbuchproduktion in Eigenregie zusammengefasst und mit Bildern illustriert.
Einem gut produzierten Hörbuch hört man nicht an, wie komplex der Produktionsprozess dahinter ist. Es soll auf mitreißende Art eine Geschichte erzählen, während die Technik ausgeblendet wird. Die vielen Schritte, die bei seiner Entstehung nötig sind, sollen im Hintergrund bleiben. Damit eine Produktion gelingen kann, müssen viele Faktoren zusammenkommen: passende Technik, eine gute Akustik, eine optimale Vorbereitung des Manuskripts, eine klare Aussprache und Betonung des Sprechers, eine präzise Nachbearbeitung und ein Mastering, das den Anforderungen der gängigen Shops und Portale entspricht. Will man dies als Autor selbst und ohne externe Dienstleister meistern, gilt es schon vor Beginn des Aufnahmen einige essenzielle Fragen zu klären und sich mit den Tücken der Audio-Produktion vertraut zu machen. Dieses Buch soll genau hierbei Hilfe leisten und als Leitfaden alle Grundlagen und Schritte von A bis Z auf verständliche Weise erklären und anhand von Beispielen verdeutlichen. Nach der Lektüre werden Sie fit sein, ins Abenteuer Hörbuchproduktion zu starten.