Hörbuch selbst produzieren: Teil 22 (Mastering)

Dies ist Teil 22 meiner neuen mehrteiligen Serie zur professionellen Hörbuchproduktion in Eigenregie. Ab sofort folgen wöchentlich alle weiteren Artikel, die von A bis Z erklären, wie man von der Idee zum fertigen Hörbuch in den Shops kommt. Alle Inhalte sind auch gesammelt als Buch und E-Book erhältlich. Sämtliche Links dazu finden sich auch noch einmal am Ende des Textes.

Mastering und Export des Hörbuchs

Der finale Schritt in der Nachbearbeitung ist das Mastering. In unserem Fall stellt es den letzten Schliff in Sachen Dynamik dar und sorgt zudem dafür, dass unser Hörbuch technisch korrekt und im passenden Format ausgegeben wird. Dazu muss man einige wenige Audio-Formate sowie und die Anforderungen der Hörbuch-Shops kennen. Zu den grundsätzlichen Audio-Formaten, die für uns interessant sind, zählen WAV- und MP3-Dateien. Während WAVs prinzipiell unkomprimiert und damit verlustfrei gespeichert werden, wird ein MP3 immer relativ stark komprimiert. Da dies mittels eines sehr cleveren Verfahrens geschieht, dass sich die Eigenheiten des menschlichen Gehörs zu Nutze macht, besitzen MP3-Dateien (mit Bitraten von 192 Kilobit/Sekunde aufwärts) eine durchaus sehr gute Qualität. Der Speicherplatz ist dabei gegenüber dem WAV-Format um den Faktor vier bis acht geringer, weshalb sich dieses Format auch für die Auslieferung an die Hörbuch-Shops durchgesetzt hat.

Audio-CD und digitale Ausgabe für Download und Stream

Der kapitelweise Export in Studio One ist sehr praktisch und zeitsparend. Dazu muss die Option „Zwischen jedem Marker“ rechts ausgewählt werden. Links ist auf das korrekte Dateiformat zu achten.

Sollten Sie Ihr Hörbuch zusätzlich zum Online-Vertrieb auch als klassische Audio-CDs veröffentlichen wollen, benötigen Sie dafür WAV-Dateien mit 44,1 Kilohertz Samplerate und 16 Bit Auflösung. Sollten Sie beide Vertriebswege parallel bedienen, müssen Sie nicht alles doppelt exportieren. Die CD-WAVs lassen sich problemlos in MP3s (idealerweise mit 192, 256 oder 320 kBit/s) konvertieren.

Noch ein Wort zu Mono und Stereo. Sprachaufnahmen mit nur einem einem Mikrofon sind von Haus aus Mono und werden auf beiden Lautsprechern beziehungsweise auf beiden Kopfhörerseiten identisch ausgegeben. Lediglich Geräusch- oder Musikeinblendungen sind gegebenenfalls in Stereo. Falls Sie nur die reine Sprache verwenden, würde also Mono auch im Export genügen, was Speicherplatz spart. Dennoch sollten Sie ihr Projekt in Stereo exportieren, um sicher zu stellen, dass auch alle Anbieter mit dem Material zurechtkommen. Audible fordert beispielsweise explizit Stereo-Daten. Notfalls lassen sich Stereo-Dateien problemlos in Mono wandeln.

Alle Audiodateien eines Hörbuchs im gleichen Format

Das bedeutet noch einmal zusammengefasst: Für CDs bitte WAVs mit 44,1 kHz in 16 Bit exportieren und für die Online-Shops MP3-Dateien mit mindestens 192 Kilobit/Sekunde (oder höher) bei konstanter Bitrate. Ebenfalls wichtig: Alle Audiodateien eines Hörbuchs müssen im gleichen Format vorliegen. Liegen unterschiedliche Audioformate, Bitraten oder Abtastraten vor, können die automatisierten Prozesse der Shops diese nicht korrekt verarbeiten.

Was die Shops fordern

Ozone von Izotope bietet einen Überblick über den Pegel und hat den passenden Limiter gleich integriert.

Nachdem die grundsätzliche Formatfrage geklärt ist, nun noch ein paar Hinweise zu den technischen Anforderungen der Shops. Die großen Hörbuch-Portale achten stark auf Qualität und fordern bezüglich des Audiosignals gewisse Mindeststandards, um ein bestmögliches Hörerlebnis zu gewährleisten.

Der empfohlene Dynamik-/Pegelbereich des Audiomaterials (Audio Range) sollte zwischen -24 und -14 dB RMS liegen. Wir prüfen deshalb unseren Audiopegel mit einem geeigneten Plugin, um sicherzustellen, dass die Audiodaten innerhalb dieser Spanne liegen. Wie bereits erwähnt, liegt der empfohlene Audiospitzenwert (Audio Peak) bei -6 dB. Das Audiomaterial muss also unterhalb dieses Wertes liegen, damit Übersteuerungen und Verzerrungen sicher ausgeschlossen werden können. Das Grundrauschen (Noise Floor) sollte -60 dB nicht überschreiten (damit ist der Pegel gemeint, der ausgegeben wird, wenn nicht gesprochen wird). Vor allem auf Kopfhörern wirkt sich zu starkes Grundrauschen negativ auf das Hörerlebnis aus. Wenn wir sauber gearbeitet haben, sollte das für unser Hörbuch aber kein Problem darstellen.

Der Pegel muss stimmen

Auch in Reaper lässt sich mit integrierten oder kostenfreien Plugins der Pegel messen.

Um sicherzustellen, dass alle genannten Anforderungen erfüllt werden, benötigen wir zwei Dinge: einen auf -6 dB Spitzenpegel eingestellten Limiter und ein Plugin, dass uns zusätzlich den RMS-Wert unseres Materials in Echtzeit (und gemittelt/durchschnittlich) anzeigt. Einige DAW können das von Haus aus, bei anderen empfiehlt sich die Installation eines Drittanbieter-Plugins (wie etwa das kostenlose TBPro Audio dpMeter5). Wir verstärken oder reduzieren am Limiter (oder einem vorgeschalteten Trim/Gain-Plugin) den Pegel, bis der Limiter nicht mehr als 3 bis 6 dB Pegelreduzierung an den lautesten Stellen vornimmt und das Metering-Plugin grob einen Wert um die -18 oder -20 RMS im Mittelwert anzeigt. Es empfiehlt sich, dies an mehreren „lauteren“ Passagen des Hörbuchs zu testen. Eine kostenpflichtige All-in-One-Lösung stellt hier Izotope Ozone dar, eine Mastering-Suite, welche Limiter, Pegelanalyse, EQ und mehr vereint. Es ist davon eine günstige „Elements“-Version verfügbar, die für unseren Zweck völlig genügt. Sind die Werte im Rahmen, kann mit der Vorbereitung des Exports der finalen Daten begonnen werden.

Das Buch zur Artikelserie

Hörbuch selbst aufnehmen: Profesionelle Eigenproduktion von A bis Z
Hörbuch selbst aufnehmen: Profesionelle Eigenproduktion von A bis Z.

In diesem Buch, das als Taschenbuch, Ringbindung und E-Book erhältlich ist, habe ich alle relevanten Inhalte zur Hörbuchproduktion in Eigenregie zusammengefasst und mit Bildern illustriert.

Einem gut produzierten Hörbuch hört man nicht an, wie komplex der Produktionsprozess dahinter ist. Es soll auf mitreißende Art eine Geschichte erzählen, während die Technik ausgeblendet wird. Die vielen Schritte, die bei seiner Entstehung nötig sind, sollen im Hintergrund bleiben. Damit eine Produktion gelingen kann, müssen viele Faktoren zusammenkommen: passende Technik, eine gute Akustik, eine optimale Vorbereitung des Manuskripts, eine klare Aussprache und Betonung des Sprechers, eine präzise Nachbearbeitung und ein Mastering, das den Anforderungen der gängigen Shops und Portale entspricht. Will man dies als Autor selbst und ohne externe Dienstleister meistern, gilt es schon vor Beginn des Aufnahmen einige essenzielle Fragen zu klären und sich mit den Tücken der Audio-Produktion vertraut zu machen. Dieses Buch soll genau hierbei Hilfe leisten und als Leitfaden alle Grundlagen und Schritte von A bis Z auf verständliche Weise erklären und anhand von Beispielen verdeutlichen. Nach der Lektüre werden Sie fit sein, ins Abenteuer Hörbuchproduktion zu starten.

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