Dies ist Teil 9 meiner neuen mehrteiligen Serie zur professionellen Hörbuchproduktion in Eigenregie. Ab sofort folgen wöchentlich alle weiteren Artikel, die von A bis Z erklären, wie man von der Idee zum fertigen Hörbuch in den Shops kommt. Alle Inhalte sind auch gesammelt als Buch und E-Book erhältlich. Sämtliche Links dazu finden sich auch noch einmal am Ende des Textes.
Das Sprechen vor dem Mikrofon
Zunächst einmal der Hinweis, dass dieser Abschnitt des Buches nur ein Crashkurs sein kann, welcher erste Anhaltspunkte dazu gibt, wie sich die eigene Stimme und die Aussprache verbessern lassen. Es gibt einige umfangreiche Fachbücher allein zum Thema Stimmbildung, Sprechertraining und Sprecherziehung. Einige davon habe ich im Anhang verlinkt. Will man das Handwerk wirklich von Grund auf erlernen und seine eigene Stimme in allen Bereichen schulen, wird kein Weg an einer umfassenden Sprecherziehung durch einen fachkundigen Lehrer vorbeiführen. Dennoch lassen sich die gröbsten Fehler vermeiden, wenn man die folgenden Ratschläge und Techniken beherzigt. Vergleichen Sie einfach eine Testaufnahme, die Sie vor dem Lesen des Kapitels gemacht haben, mit einer Aufnahme, die Sie nach der Lektüre und nach Anwendung der Übungen gemacht haben. Der Unterschied wird hoffentlich deutlich hörbar sein.
Der Sprechapparat des Menschen
Der Sprechapparat des Menschen ist reichlich komplex. Es sind viele unterschiedliche Organe und Muskeln beteiligt, die im Einklang stehen müssen und zusammen mit der richtigen mentalen Einstellung zu einer sauberen und angenehm klingenden Artikulation von Lauten und Wörtern führen. Es soll hier kein Exkurs in die Anatomie des Menschen stattfinden, aber als „Sprechender“ sollte man sich beim Üben einmal bewusst machen, wie sich die einzelnen Bereiche im Hals-, Rachen- und Mundraum beim Sprechen verhalten und wie man ihre Funktion gezielt beeinflussen kann. Das beginnt schon beim Sitz des Kehlkopfes, der relativ tief und entspannt im Hals sitzen sollte, damit die Stimme nicht zu hoch und gepresst wirkt.
Gähnen wirkt Wunder
Auch der Rachenraum sollte weit sein, um mehr Resonanz zu schaffen. Hierzu kann man versuchen, mehrere Male künstlich zu gähnen. Manchmal reicht es dazu schon, sich vorzustellen, man würde gähnen, um es tatsächlich herbeizuführen. Falls das nicht klappt, öffnen Sie Ihren Mund weit und sorgen sie so (bis in den Hals hinein) für eine Weite, wie sie auch dem Gähnen entsteht. Sie können dann einen langen „Aahh“-Ton produzieren und werden dabei spüren, wie sich dieser Laut nun voll resonant vom Brustkorb bis in den Mund ausbreiten kann. Es kann sinnig sein, diese Übung mehrfach zu wiederholen, um ein besseres Gefühl für die Veränderungen im Rachenraum zu bekommen. Irgendwann spürt man dann, wie Hals und Rachen sich bereits weiten, sobald man in Sprechposition geht.
Bewegliche Lippen für saubere Aussprache
Die Zunge sollte beweglich und agil sein, ebenso die Lippen. Diese beiden Organe sind für die saubere Artikulation extrem wichtig, da hier die Konsonanten gebildet werden, die die Sprache erst verständlich machen. Bevor man mit dem Sprechen beginnt, kann man diese Organe gezielt lockern. Man lässt die Zunge mehrere Male im Uhrzeigersinn zwischen Zahnreihen und Lippen bei geschlossenem Mund kreisen, dann wiederholt man es entgegen dem Uhrzeigersinn. Man merkt schnell eine Art Anstrengung, was gewollt ist. Schnalzen Sie dann ein paar Mal hinten und vorne am Gaumen, strecken sie die Zunge weit heraus und ziehen Sie sie wieder ein. Formen sie mit den Lippen ein weites A und gehen in ein rundes O über und wiederholen sie dies mehrfach. Lassen Sie durch die geschlossenen Lippen Luft ausströmen und „blubbern“ sie mit den Lippen. Summen Sie einen Ton dazu. Sie können dabei den Druck und die Tonhöhe von tief nach hoch (und umgekehrt) verändern. Das alles dient dazu, Lippen und Zunge möglichst agil zu machen, so dass die Artikulation anschließend leichter fällt.
Aufwärmen, um die Stimme zu schonen
Ziel unserer Aufwärmübungen ist es, dass die Stimme vom ersten Satz an möglichst voll und klar klingt, ohne dass man sich als Sprecher übermäßig anstrengt. Wir möchten vermeiden, dass die Stimme möglicherweise überstrapaziert wird. Denn übertreibt man es, gerade am Anfang, können Heiserkeit und im schlimmsten Fall Stimmbandschäden die Folge sein. Deshalb der Rat: Nicht zu früh Vollgas geben, sondern die Stimme lieber stetig trainieren und an die Belastung des längeren Sprechens vor dem Mikrofon gewöhnen.
Das Buch zur Artikelserie
In diesem Buch, das als Taschenbuch, Ringbindung und E-Book erhältlich ist, habe ich alle relevanten Inhalte zur Hörbuchproduktion in Eigenregie zusammengefasst und mit Bildern illustriert.
Einem gut produzierten Hörbuch hört man nicht an, wie komplex der Produktionsprozess dahinter ist. Es soll auf mitreißende Art eine Geschichte erzählen, während die Technik ausgeblendet wird. Die vielen Schritte, die bei seiner Entstehung nötig sind, sollen im Hintergrund bleiben. Damit eine Produktion gelingen kann, müssen viele Faktoren zusammenkommen: passende Technik, eine gute Akustik, eine optimale Vorbereitung des Manuskripts, eine klare Aussprache und Betonung des Sprechers, eine präzise Nachbearbeitung und ein Mastering, das den Anforderungen der gängigen Shops und Portale entspricht. Will man dies als Autor selbst und ohne externe Dienstleister meistern, gilt es schon vor Beginn des Aufnahmen einige essenzielle Fragen zu klären und sich mit den Tücken der Audio-Produktion vertraut zu machen. Dieses Buch soll genau hierbei Hilfe leisten und als Leitfaden alle Grundlagen und Schritte von A bis Z auf verständliche Weise erklären und anhand von Beispielen verdeutlichen. Nach der Lektüre werden Sie fit sein, ins Abenteuer Hörbuchproduktion zu starten.