Dies ist Teil 6 meiner neuen mehrteiligen Serie zur professionellen Hörbuchproduktion in Eigenregie. Ab sofort folgen wöchentlich alle weiteren Artikel, die von A bis Z erklären, wie man von der Idee zum fertigen Hörbuch in den Shops kommt. Alle Inhalte sind auch gesammelt als Buch und E-Book erhältlich. Sämtliche Links dazu finden sich auch noch einmal am Ende des Textes.
Audio-Software für die Hörbuchproduktion
Um ein Hörbuch flüssig und auf hohem Niveau bearbeiten zu können, benötigt man neben der bereits beschriebenen Hardware auch eine passende Software. Diese sollte möglichst unkompliziert und intuitiv zu bedienen sein, zuverlässig laufen und genügend Werkzeuge für den Tonschnitt und die Klangbearbeitung mitbringen. Letzteres wird häufig auch durch „Plugins“ realisiert, das sind kleine Hilfsprogramme, die man zusätzlich in seine Audio-Software (DAW, Digital Audio Workstation) lädt. Sie übernehmen in der Regel spezielle Aufgaben, wie etwa Rauschentfernung, Tonkorrekturen, Kompression und vieles mehr (Ausführliches dazu später unter den Punkten Bearbeitung und Mastering).
Die gute Nachricht ist, dass alle gängigen DAWs von Haus aus eine Fülle von Werkzeugen und Plugins mitbringen, die für die grundlegende Bearbeitung ausreichend sind. Abraten möchte ich von reinen Schnittprogrammen, wie beispielsweise das Open-Source-Programm Audacity. Theoretisch ist es zwar möglich, damit ein Hörbuch aufzunehmen und zu schneiden. Das Programm lässt allerdings in Sachen Bedienung sehr zu wünschen übrig und ist vom Funktionsumfang her deutlich eingeschränkt. Daher empfehle ich folgende Programme:
- Presonus Studio One 5 Artist (etwa 95 Euro)
- Steinberg Cubase Elements (etwa 100 Euro)
- Reaper (circa 60 Euro, kommerzielle Lizenz: 225 Euro)
Von Studio One ist auch eine kostenlose Version (Prime) erhältlich, die für die Aufzeichnung und den Tonschnitt ausreicht, jedoch bei der Nachbearbeitung an ihre Grenzen stößt. Dennoch kann ich sie zum Ausprobieren und erste Aufnahmen durchaus empfehlen. Sie lässt sich zudem jederzeit upgraden. Auch von Avid ProTools gibt es eine Gratis-Version (ProTools First). Diese ist jedoch ziemlich limitiert im Umfang und die Bedienung ist weniger intuitiv als bei den anderen Programmen. Eine weitere brauchbare Alternative, die im Weiteren jedoch nicht explizit besprochen wird, ist Magix Samplitude Music Studio, das für etwa 65 Euro zu haben ist. Das Programm bietet alle wesentlichen Funktionen, die man für Aufnahme und Bearbeitung benötigt. Mac-Nutzer können auch die DAW Logic Pro verwenden, jedoch ist die Lizenz mit 229 Euro etwas teurer als andere Programme. Das auf Apple-Computern verfügbare „Garage Band“ ist als Audio-Software nur eingeschränkt zu gebrauchen, weshalb vom Einsatz abzuraten ist. Alle Programme lassen sich für einen gewissen Zeitraum kostenfrei testen, so dass man letztlich jenes auswählen kann, mit dem man am besten zurechtkommt. Auch ein Blick ins Handbuch der Software ist für den Einsteiger immer ein guter erster Schritt.
Plugins für die Bearbeitung von Tonaufnahmen
Es finden sich im Netz einige kostenfreie Plugins, die für Sprachaufnahmen sinnvoll sein können, so etwa TBPro Audio dpMeter5 (Pegelmessung) oder die TOKYO DAWN LABS Free Plugins (Nova EQ, Kompressoren etc.). Melda Productions, Bluecat und Voxengo stellen ebenfalls einige kostenfreie Plugins zur Verfügung. Für den Anfang sollten aber wie gesagt die mitgelieferten Effekte und Tools völlig ausreichend sein.
Speziell für die Nachbearbeitung von Sprach- und Filmtonaufnahmen hat die Firma Izotope seine Plugin-Suite RX programmiert. Damit lassen sich Störgeräusche, Rauschen und andere unangenehme Störungen in den Aufnahmen mit nahezu chirurgischer Präzision entfernen. Von RX ist eine Einsteiger-Version (Elements) für gut 100 Euro zu haben (manchmal zu vergünstigten Konditionen ab 29 Euro). Die Standard-Version schlägt mit 300 Euro zu Buche und ist kaum etwas für Einsteiger. Dem Profi hingegen gibt sie Werkzeuge an die Hand, die so manche als unbrauchbar eingestufte Aufnahme doch noch zu retten vermag.
Lösung in Sachen Audio-Treiber
Ein kleiner Tipp noch für den Fall, dass das eigene Audio-Interface keinen ASIO-Treiber besitzt: PC-Anwender können sich mit der kostenlosen Software ASIO4ALL behelfen, die ersatzweise als ASIO-Treiber fungiert und beliebige Audio-Interfaces einbinden kann. Dies funktioniert je nach Gerät mal besser, mal schlechter. Es kann bei der Verwendung zu Aussetzern oder Verzögerungen des Audio-Signals kommen, deshalb sollte es nur die Notlösung sein. Unter www.asio4all.org kann das Programm samt Dokumentation heruntergeladen werden. Beim Mac-Computer werden Core-Audio-Treiber verwendet. Eine Alternative zu ASIO4ALL gibt es hier nicht, dafür sind hier die meisten Audio-Interfaces problemlos nutzbar. Im Zweifel sollte man beim Kauf des Interface auf die Auszeichnung „Mac/Apple-kompatibel“ achten.
Das Buch zur Artikelserie
In diesem Buch, das als Taschenbuch, Ringbindung und E-Book erhältlich ist, habe ich alle relevanten Inhalte zur Hörbuchproduktion in Eigenregie zusammengefasst und mit Bildern illustriert.
Einem gut produzierten Hörbuch hört man nicht an, wie komplex der Produktionsprozess dahinter ist. Es soll auf mitreißende Art eine Geschichte erzählen, während die Technik ausgeblendet wird. Die vielen Schritte, die bei seiner Entstehung nötig sind, sollen im Hintergrund bleiben. Damit eine Produktion gelingen kann, müssen viele Faktoren zusammenkommen: passende Technik, eine gute Akustik, eine optimale Vorbereitung des Manuskripts, eine klare Aussprache und Betonung des Sprechers, eine präzise Nachbearbeitung und ein Mastering, das den Anforderungen der gängigen Shops und Portale entspricht. Will man dies als Autor selbst und ohne externe Dienstleister meistern, gilt es schon vor Beginn des Aufnahmen einige essenzielle Fragen zu klären und sich mit den Tücken der Audio-Produktion vertraut zu machen. Dieses Buch soll genau hierbei Hilfe leisten und als Leitfaden alle Grundlagen und Schritte von A bis Z auf verständliche Weise erklären und anhand von Beispielen verdeutlichen. Nach der Lektüre werden Sie fit sein, ins Abenteuer Hörbuchproduktion zu starten.