Dies ist Teil 15 meiner neuen mehrteiligen Serie zur professionellen Hörbuchproduktion in Eigenregie. Ab sofort folgen wöchentlich alle weiteren Artikel, die von A bis Z erklären, wie man von der Idee zum fertigen Hörbuch in den Shops kommt. Alle Inhalte sind auch gesammelt als Buch und E-Book erhältlich. Sämtliche Links dazu finden sich auch noch einmal am Ende des Textes.
Modifikationen zur Buchfassung
Bevor Sie an die Detailarbeit des Textes gehen, überlegen Sie ganz allgemein, welche Teile des Buches möglicherweise nicht in die Hörbuchfassung sollen. Heute werden in der Regel vollständige Lesungen produziert, aber auch gekürzte Hörfassungen eines Buches sind noch nicht ausgestorben. Vor allem bei sehr umfangreichen Büchern kann man so Zeit und Geld sparen, ohne allzu viel von der Geschichte einzubüßen. Von daher sind sie heute zwar seltener geworden, haben aber noch ihre Berechtigung, wenn ein Verlag Produktionskosten einsparen möchte. Als Hörbücher noch primär auf Audio-CDs gepresst wurden, gab es sogar sehr häufig gekürzte Lesefassungen.
Ausmisten und Relevantes ergänzen
Auch wenn Sie nichts an der eigentlichen Geschichte kürzen wollen, wird es vermutlich doch einzelne Abschnitte geben, die nicht unbedingt vorgelesen werden müssen: Danksagungen, Widmungen, Zitate, Impressum und dergleichen sind gegebenenfalls verzichtbar oder können am Ende des Buches in den „Abspann“. Wo Sie etwas platzieren, ist natürlich Ihnen selbst überlassen, aber normalerweise möchten Hörer gleich in die Geschichte einsteigen. Von daher ist es ratsam, am Anfang nur Autor, Titel, Untertitel, Sprecher und (sofern zutreffend) den Verlag oder die Produktionsfirma zu nennen. Alle weiteren Credits sollten, sofern man sie nicht in ein PDF packen kann, ans Ende des Hörbuchs gestellt werden. Sollten Sie in Ihrem Buch Fußnoten, Klammern, Verweise und Ähnliches verwendet haben, bedenken Sie, dass sich diese schwer in der Hörbuchfassung abbilden lassen und sie eine Umformulierung oder eine andere kreative Lösung erfordern. Auch hier sollte man im Zweifel ein Booklet produzieren und alle relevanten Zusatzinformationen dort abdrucken. Auch eine eigene Webseite (Unterseite) zum Hörbuch mit den Verweisen und Ergänzungen ist eine gute Option, wenn sich der Link dazu kurz und prägnant in die Hörbuchfassung integrieren lässt.
Sprecher-Markierungen im Text
Es ist zwar relativ zeitaufwändig, das gesamte Manuskript vor dem Einsprechen noch einmal durchzugehen, aber gerade am Anfang kann es sich durchaus lohnen, auch weil man sich später beim Einsprechen Zeit sparen kann. Es sind einige alternative PDF-Reader verfügbar, die eine Bearbeitung der Dateien erlauben, darunter kostenfreie und kostenpflichtige, wie etwa der relativ günstige PDF-XChange Editor. Damit kann man direkt im PDF Markierungen und Notizen einfügen und muss nicht mit einem großen Stapel Papier arbeiten, welchen man auch aus anderen Gründen eher vermeiden sollte. Ich rate dazu, ein Tablet oder einen E-Reader statt Papier zu verwenden. Erstens, weil man mit diesen Geräten lautlos arbeiten kann und keine störenden Blättergeräusche erzeugt (die man später mühsam herausschneiden muss) und zweitens, weil man nahtlos scrollen kann und nicht hektisch umblättern muss, wenn ein Satz über zwei Seiten geht. Notfalls kann man auch von einem Handy ablesen, aber das ist aufgrund der Displaygröße wohl eher nur für kurze Texte praktikabel.
In das PDF (oder auf die Blätter, falls Sie auf Papier bestehen) tragen wir alle relevanten Markierungen ein, die beim Einsprechen helfen. Das sind die Haupt- und Nebenbetonungen, mögliche Pausen, Markierungen, die gegebenenfalls anzeigen, dass wir einen Satz auslassen wollen, und dergleichen mehr. Auch die Art des Sprechens, wie etwa Flüstern, Schreien, Murmeln oder die verbundene Emotion (freudig, resigniert, panisch) können wir vermerken.
Es kann sonst sehr ernüchternd sein, wenn man gerade einen langen Satz perfekt in üblicher Lautstärke eingesprochen hat und ganz am Ende steht dann „flüsterte sie“. Auch den Einsatz verschiedener Stimmen für Ihre Akteure können Sie hier kenntlich machen, so etwa auch durch verschiedene farbliche Unterlegungen. Erledigen Sie diesen Schritt detailgetreu und gewissenhaft, so wird Ihnen das Einsprechen nachher wesentlich einfacher und schneller von der Hand (oder der Zunge) gehen.
Das Buch zur Artikelserie
In diesem Buch, das als Taschenbuch, Ringbindung und E-Book erhältlich ist, habe ich alle relevanten Inhalte zur Hörbuchproduktion in Eigenregie zusammengefasst und mit Bildern illustriert.
Einem gut produzierten Hörbuch hört man nicht an, wie komplex der Produktionsprozess dahinter ist. Es soll auf mitreißende Art eine Geschichte erzählen, während die Technik ausgeblendet wird. Die vielen Schritte, die bei seiner Entstehung nötig sind, sollen im Hintergrund bleiben. Damit eine Produktion gelingen kann, müssen viele Faktoren zusammenkommen: passende Technik, eine gute Akustik, eine optimale Vorbereitung des Manuskripts, eine klare Aussprache und Betonung des Sprechers, eine präzise Nachbearbeitung und ein Mastering, das den Anforderungen der gängigen Shops und Portale entspricht. Will man dies als Autor selbst und ohne externe Dienstleister meistern, gilt es schon vor Beginn des Aufnahmen einige essenzielle Fragen zu klären und sich mit den Tücken der Audio-Produktion vertraut zu machen. Dieses Buch soll genau hierbei Hilfe leisten und als Leitfaden alle Grundlagen und Schritte von A bis Z auf verständliche Weise erklären und anhand von Beispielen verdeutlichen. Nach der Lektüre werden Sie fit sein, ins Abenteuer Hörbuchproduktion zu starten.