Hörbuch selbst produzieren: Teil 12 (Aussprache)

Dies ist Teil 12 meiner neuen mehrteiligen Serie zur professionellen Hörbuchproduktion in Eigenregie. Ab sofort folgen wöchentlich alle weiteren Artikel, die von A bis Z erklären, wie man von der Idee zum fertigen Hörbuch in den Shops kommt. Alle Inhalte sind auch gesammelt als Buch und E-Book erhältlich. Sämtliche Links dazu finden sich auch noch einmal am Ende des Textes.

Crashkurs in Sachen Aussprache

Unsere Sprache besteht bekanntermaßen aus Vokalen und Konsonanten, die zusammen die Worte formen, die wir artikulieren und verstehen können. Über die richtige Aussprache mit allen Regeln, Ausnahmen und Besonderheiten wurden eigene Bücher verfasst, daher will ich mich hier auf das absolut Nötigste beschränken. Um eine gut verständliche und angenehme Aussprache zu erreichen, müssen wir bei den Vokalen sicherstellen, dass diese sauber gebildet werden, sprich, dass ein A ein A ist und nicht zum O oder Ä tendiert. Es gibt hier in der Prominenz und Politik einige (amüsante) Beispiele, die etwa kein echtes A sprechen, sonder alles mehr oder weniger durch O ersetzen.

Da wir aber nicht „Drei Chinesen mit dem Kontrabass“ singen, sondern ein gut klingendes Hörbuch produzieren wollen, sollte man die eigene Aussprache dahingehend einmal kritisch unter die Lupe nehmen. Das gilt gleichermaßen für O und U, die oft zu sehr verschmelzen, und ebenso für die klare Abgrenzung zwischen I, E und Ü sowie weiteren Vokalen. Generell gilt es, die Stimme „nach vorne zu holen“, also nicht zu sehr gepresst oder „knödelig“ im Hals zu sprechen, wie es bei einigen Dialekten der Fall ist. Stellen Sie sich vor, dass die Laute auf der Zunge liegen und Sie sie aus dem Mund hinaus befördern wollen.

Konsonanten und Konsonantengruppen

Die Konsonanten sind ein weites Feld in der Aussprache und es gibt zahlreiche Regeln und Ausnahmen, wie welche Konsonantengruppen in bestimmten Worten gesprochen werden. Dies alles abzuhandeln, würde den Rahmen sprengen. Wenn Sie sich jedoch unsicher sind, wie ein bestimmtes Wort ausgesprochen wird, sollten Sie einen Blick in den Duden, Band 6 „Das Aussprache-Wörterbuch“ werfen. Darin wird sich so gut wie jedes Deutsche (und auch jedes geläufige Fremdwort) finden.
Daher will ich an dieser Stelle nur darauf hinweisen, speziell auf eine gute Artikulation der laute G und K, D und T sowie B und P zu achten. Diese sind jeweils unterschiedlich harte Abstufungen des gleichen Lautes und sollten sauber unterscheidbar sein. Vor allem für Autoren aus dialektgeprägten Gegenden, wie etwa Franken, ist dies eine nicht zu unterschätzende Herausforderung, da hier B und P sowie D und T in der Mundart oft gleich ausgesprochen werden. Dazu kann es sinnvoll sein, mit Wörtern zu trainieren, die beide Laute beinhalten, wie etwa Daten – Taten, Kasse – Gasse, Tante – Dante, Pass – Bass, Gebäck – Gepäck oder Worten mit mehreren ähnlichen Konsonanten, wie etwa Budapest, Bosporus, Gelsenkirchen, Gulaschkanone, Kakerlake, Tarantel, Donautal und so weiter.

Drei verschiedene CHs

Zwei kleine Hinweise noch zu den lauten CH und R. Das CH wird im Deutschen auf drei verschiedene Arten gesprochen, wie ein tatsächliches CH, etwa in lachen oder auch in Chirurg oder Chemie, wie ein TSCH, etwa in Chile oder Chili oder wie ein hartes K, wie in Chor und Chaos oder auch in Eigennamen wie etwa Chiemsee. Das R kann auf verschiedene Arten gebildet werden, etwa mit dem Zäpfchen (am Gaumen) oder mit der Zunge vorne an den Zähnen (rollendes R). Beide sind als Sprecher „erlaubt“ und anwendbar. Früher galt das rollende Zungen-R als das bevorzugte R, heute setzt sich zunehmend das Zäpchen-R durch. In jedem Fall zu vermeiden ist das Rachen-R, bei dem der R-Laut mehr zum CH wird: Es klingt dann schnell nach Spocht als nach Sport.

Korkenübung, ja oder nein?

Früher wurde sehr gerne die sogenannte „Korkenübung“ empfohlen – und einige schwören heute immer noch darauf. Dennoch ist diese Methode nicht unumstritten. Dabei wird beim Üben ein Korken zwischen die Zähne geklemmt und dann versucht, trotz dieses Hindernisses so klar wie möglich zu sprechen. Die Artikulation muss dabei wesentlich übertrieben ausgeführt werden, damit die Worte verständlich bleiben. Entfernt man dann den Korken, tut man sich viel leichter beim Sprechen. Das funktioniert in der Tat, doch halten Kritiker dagegen, dass die Bewegungen unnatürlich seien, weil der Kiefer unbeweglich bleiben muss, um dem Korken festzuhalten. Dieser Bewegungsablauf sei recht weit vom natürlichen Sprechen entfernt. Vermutlich lohnt es sich, die Übung einmal selbst auszuprobieren und hinterher zu entscheiden, ob sie einem etwas bringt. Schaden kann ein kurzer Versuch wohl kaum.

Als Alternative empfehlen manche Sprechtrainer, lieber die Zunge im Mund als Erschwernis einzusetzen, also einen Satz mehrfach zu sagen und dabei die Zunge einmal oben hinten an den Gaumen zu legen, dann oben vorne an den Gaumen, dann an die untere und obere Zahnreihe, dann herausstrecken und so weiter. Auch dies kann sehr effektiv die Aussprache trainieren und ist einen Versuch Wert.

Das Buch zur Artikelserie

Hörbuch selbst aufnehmen: Profesionelle Eigenproduktion von A bis Z
Hörbuch selbst aufnehmen: Profesionelle Eigenproduktion von A bis Z.

In diesem Buch, das als Taschenbuch, Ringbindung und E-Book erhältlich ist, habe ich alle relevanten Inhalte zur Hörbuchproduktion in Eigenregie zusammengefasst und mit Bildern illustriert.

Einem gut produzierten Hörbuch hört man nicht an, wie komplex der Produktionsprozess dahinter ist. Es soll auf mitreißende Art eine Geschichte erzählen, während die Technik ausgeblendet wird. Die vielen Schritte, die bei seiner Entstehung nötig sind, sollen im Hintergrund bleiben. Damit eine Produktion gelingen kann, müssen viele Faktoren zusammenkommen: passende Technik, eine gute Akustik, eine optimale Vorbereitung des Manuskripts, eine klare Aussprache und Betonung des Sprechers, eine präzise Nachbearbeitung und ein Mastering, das den Anforderungen der gängigen Shops und Portale entspricht. Will man dies als Autor selbst und ohne externe Dienstleister meistern, gilt es schon vor Beginn des Aufnahmen einige essenzielle Fragen zu klären und sich mit den Tücken der Audio-Produktion vertraut zu machen. Dieses Buch soll genau hierbei Hilfe leisten und als Leitfaden alle Grundlagen und Schritte von A bis Z auf verständliche Weise erklären und anhand von Beispielen verdeutlichen. Nach der Lektüre werden Sie fit sein, ins Abenteuer Hörbuchproduktion zu starten.

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