Dies ist Teil 16 meiner neuen mehrteiligen Serie zur professionellen Hörbuchproduktion in Eigenregie. Ab sofort folgen wöchentlich alle weiteren Artikel, die von A bis Z erklären, wie man von der Idee zum fertigen Hörbuch in den Shops kommt. Alle Inhalte sind auch gesammelt als Buch und E-Book erhältlich. Sämtliche Links dazu finden sich auch noch einmal am Ende des Textes.
Der Aufnahmeprozess für ein Hörbuch
Vermutlich haben Sie längst die gesamte Technik angeschlossen und erste Testaufnahmen gemacht, um Ihre Stimme zu verbessern und sich mit den Abläufen vertraut zu machen. Dennoch folgen hier noch einige Hinweise zur Einrichtung von Hard- und Software. Spätestens jetzt ist also der Zeitpunkt, das Mikrofon auf das Stativ zu schrauben, es mittels XLR-Kabel mit dem Interface zu verbinden und im Falle eines Kondensator-Modells die 48 Volt Phantomspannung zu aktivieren. Nun noch das Interface an den PC anschließen, die Kopfhörer in die richtige Buchse stecken und es kann prinzipiell losgehen.
Wenn die Technik also steht und funktionsbereit ist, Ihre Stimme fit und trainiert ist und das Manuskript entsprechend vorbereitet ist, geht es an das Einsprechen. Dabei sollte man einige Dinge beachten, um ein optimales Signal zu erhalten und sich später bei der Nachbearbeitung Zeit und Nerven zu sparen.
Mikrofonposition und Abstand zum Sprecher
Wie bereits erwähnt, werden Hörbücher in der Regel im Sitzen eingesprochen. Zwar ist die Resonanz der Stimme im Stehen etwas besser, aber aufgrund der Tatsache, dass man eine relativ lange Zeit am Stück arbeitet, hat sich die sitzende Haltung durchgesetzt. Das auf dem Stativ montierte Mikrofon (samt Popp-Schutz) platzieren wir idealerweise in einem Abstand von 30 bis 50 Zentimetern von unserem Mund entfernt. Damit es nicht unsere Sicht auf das Manuskript verdeckt, platzieren wir es entweder oberhalb oder unterhalb des Mundes in einem Winkel von etwa 30 Grad. Auf diese Weise wird ein natürliches Klangbild erreicht und auch Zischlaute werden nicht überbetont. Sollten Sie ein Tischstativ oder einen speziellen Podcast-Gelenkarm verwenden, experimentieren Sie mit der Position, bis ein guter Kompromiss aus Klang und Komfort erreicht ist. Bei Tischstativen muss man wie bereits weiter oben erwähnt, mit Rumpelgeräuschen vorsichtig sein, die sich durch das Stativ von der Tischplatte übertragen können. Manche Mikrofone besitzen dazu eine gefederte Aufhängung (Spinne), die das minimieren soll. Auch der Hochpass (Trittschallfilter) am Mikro kann in diesem Fall eine gute Sache sein.
Optimales Einpegeln des Mikrofons
Um ein optimales Signal aufzeichnen zu können, muss auch der eingestellte Mikrofon-Aufnahmepegel stimmen. Dieser sollte in keinem Fall zu hoch eingestellt werden, um Übersteuerungen zu vermeiden. Solche klingen sehr unangenehm und lassen sich nur aufwändig mit Spezialsoftware ausbügeln – und selbst damit klappt das nicht immer zuverlässig. Deshalb sollte man hier die nötige Sorgfalt walten lassen. Am Interface findet sich dazu neben der Eingangsbuchse des Kanals ein Drehregler, der normalerweise mit „Gain“ oder „Input-Level“ beschriftet ist. Oft ist auch eine Pegelanzeige integriert, die mittels grüner und roter LEDs anzeigt, wann ein Pegel okay und wann er zu hoch ist.
Während man eine laute Passage spricht, dreht man den „Gain“-Regler auf, bis die Signal-LED rot aufleuchtet (oder die Software intern eine Übersteuerung anzeigt), dann dreht man wieder ein kleines Bisschen zurück. Man testet noch einmal mit einem Satz, von dem man weiß, dass er im Buch lauter gesprochen wird, und wenn es zu keiner Übersteuerung (auch Clipping genannt) mehr kommt, ist der Pegel im „grünen Bereich“. Sie sollten von nun an darauf achten, den Pegel nicht mehr zu verändern und auch die Mikrofonposition (vor allem den Abstand) einzuhalten. Denn je näher man dem Mikro kommt, desto lauter wird dieses die Stimme aufnehmen. Wenn Sie sich dagegen zu weit seitlich des Mikros platzieren, nimmt der Pegel ab und der Klangcharakter ändert sich. Beides sollte man im Sinne eines durchgängig hohen Qualitätsniveaus der Aufnahmen tunlichst vermeiden. Achten Sie auch immer darauf, dass der Pop-Killer nicht verrutscht und nach wie vor an Ort und Stelle ist.
Wenn Sie eine Direct-Monitoring-Funktion nutzen (wie im Abschnitt Interface beschrieben), hören Sie nun Ihre Stimme klar und deutlich auf dem Kopfhörer. Regeln Sie die Lautstärke des Kopfhörers auf ein moderates Niveau und nicht zu laut ein – erstens, um Ihre Ohren zu schonen und zweitens, um ein Einstreuen ins Mikrofon zu vermeiden.
Das Buch zur Artikelserie
In diesem Buch, das als Taschenbuch, Ringbindung und E-Book erhältlich ist, habe ich alle relevanten Inhalte zur Hörbuchproduktion in Eigenregie zusammengefasst und mit Bildern illustriert.
Einem gut produzierten Hörbuch hört man nicht an, wie komplex der Produktionsprozess dahinter ist. Es soll auf mitreißende Art eine Geschichte erzählen, während die Technik ausgeblendet wird. Die vielen Schritte, die bei seiner Entstehung nötig sind, sollen im Hintergrund bleiben. Damit eine Produktion gelingen kann, müssen viele Faktoren zusammenkommen: passende Technik, eine gute Akustik, eine optimale Vorbereitung des Manuskripts, eine klare Aussprache und Betonung des Sprechers, eine präzise Nachbearbeitung und ein Mastering, das den Anforderungen der gängigen Shops und Portale entspricht. Will man dies als Autor selbst und ohne externe Dienstleister meistern, gilt es schon vor Beginn des Aufnahmen einige essenzielle Fragen zu klären und sich mit den Tücken der Audio-Produktion vertraut zu machen. Dieses Buch soll genau hierbei Hilfe leisten und als Leitfaden alle Grundlagen und Schritte von A bis Z auf verständliche Weise erklären und anhand von Beispielen verdeutlichen. Nach der Lektüre werden Sie fit sein, ins Abenteuer Hörbuchproduktion zu starten.