Dies ist Teil 18 meiner neuen mehrteiligen Serie zur professionellen Hörbuchproduktion in Eigenregie. Ab sofort folgen wöchentlich alle weiteren Artikel, die von A bis Z erklären, wie man von der Idee zum fertigen Hörbuch in den Shops kommt. Alle Inhalte sind auch gesammelt als Buch und E-Book erhältlich. Sämtliche Links dazu finden sich auch noch einmal am Ende des Textes.
Tipps für effizienteres Arbeiten
Ich hatte weiter vorne bereits erwähnt, dass es sinnvoll sein kann, für das Manuskript ein Tablet statt Papier zu verwenden, da dies langwierige Nacharbeiten zum Entfernen von Rascheln und Umblättergeräuschen vermeidet.
Darüber hinaus können Sie Ihren Arbeitsprozess so effektiv wie möglich gestalten, wenn sie darauf achten, nach einem Versprecher/Fehler sofort zu stoppen und an der Fehlerstelle (oder im Satz zuvor) wieder anzusetzen. Sie sollten unbedingt vermeiden, nach einem Fehler weiterzusprechen und einen Satz zu wiederholen. Das verkompliziert die Nachbearbeitung ungemein, da sich Wörter und Satzteile doppeln und herausgeschnitten werden müssen. Wenn Sie neu ansetzen, können Sie auch mit einem gewissen Vorlauf arbeiten. Viele Programme nennen diese Funktion „Pre-Roll“. Das bedeutet, dass die Software schon einen kurzen Zeitraum vor dem eigentlichen Aufnahmepunkt die bestehende Aufzeichnung wiedergibt und dann automatisch beginnt, am Punkt des letzten Cursers neu aufzuzeichnen. So hören sie noch einmal die Geschwindigkeit, die Rhythmik und Dynamik des Satzes zuvor und können passend dazu ansetzen.
Struktur ins Projekt bringen
Sie sollten sich auch angewöhnen, beim Aufnehmen gleich Marker (alternativ Region in Reaper oder Cycles in Cubase) zu setzen, wo neue Kapitel oder Szenen beginnen. Das hilft Ihnen später in der Nachbearbeitung, da Sie sich um einiges besser orientieren können. Alternativ kann man auch die einzelnen Kapitel auf einzelne Spuren legen oder die zugehörigen Clips einfärben. Was immer Ihnen hilft, den Überblick zu behalten, sollten Sie nutzen – und das konsequent über das gesamte Projekt.
Noch ein kleiner Tipp für die Funktion des Sprechers: Stellen Sie sich stets eine Flasche mit stillem Wasser bereit, um zwischendurch genug zu trinken. Bitte kein Sprudelwasser, das „Spratzeln“ im Glas ist hörbar – und aufstoßen wollen wir auch nicht. Raue Mengen Kaffee sind für die Stimme auch nicht das beste, denn er dehydriert. Essen Sie unmittelbar vor den Aufnahmen auch nichts Süßes/Klebriges und vor allem keine Nüsse. So mancher Hustenanfall ist vermeidbar. Denken Sie daran, regelmäßige Pausen zu machen, zu lüften oder ein paar Schritte an die frische Luft zu gehen. Sie müssen als Sprecher und Tontechniker in Personalunion auf viele Dinge gleichzeitig achten. Halten Sie also die Konzentration auf hohem Niveau.
Über die Arbeit mit einem (Profi-)Sprecher
Sollten Sie nicht selbst einsprechen wollen, sondern beispielsweise mit einem Schauspieler vom Theater oder einem geübten Sprecher vom örtlichen Radio, so achten Sie bitte darauf, eine angenehme und produktive Arbeitsatmosphäre zu schaffen. Sie werden viele Stunden zusammen arbeiten und schlechte Stimmung können Sie nicht gebrauchen. Wenn Sie sich also eine bestimmte Passage, Stimme oder Betonung anders vorgestellt haben, geben Sie dem Sprecher konkretes Feedback. Machen Sie ihm (oder ihr) so gut Sie können verständlich, was Sie sich wünschen. Profis werden diese Hinweise dankbar aufnehmen, denn auch sie sind daran interessiert, das bestmögliche Ergebnis herauszuholen.
Verzichten sie bitte darauf, sich an unwesentlichen Details abzuarbeiten und einzelne Sätze ein Dutzend mal aufzuzeichnen. Das stört den Lesefluss und ermüdet schnell. Ab einem gewissen Punkt wird es nicht mehr besser. Um ein Hörbuchprojekt erfolgreich abzuschließen, werden Sie Ausdauer brauchen und Motivation. Man sollte sich daher auf das große Ganze und das Ziel konzentrieren und nicht auf Details, die während des Produktionsprozesses oft wichtiger erscheinen als sie es tatsächlich sind.
Das Buch zur Artikelserie
In diesem Buch, das als Taschenbuch, Ringbindung und E-Book erhältlich ist, habe ich alle relevanten Inhalte zur Hörbuchproduktion in Eigenregie zusammengefasst und mit Bildern illustriert.
Einem gut produzierten Hörbuch hört man nicht an, wie komplex der Produktionsprozess dahinter ist. Es soll auf mitreißende Art eine Geschichte erzählen, während die Technik ausgeblendet wird. Die vielen Schritte, die bei seiner Entstehung nötig sind, sollen im Hintergrund bleiben. Damit eine Produktion gelingen kann, müssen viele Faktoren zusammenkommen: passende Technik, eine gute Akustik, eine optimale Vorbereitung des Manuskripts, eine klare Aussprache und Betonung des Sprechers, eine präzise Nachbearbeitung und ein Mastering, das den Anforderungen der gängigen Shops und Portale entspricht. Will man dies als Autor selbst und ohne externe Dienstleister meistern, gilt es schon vor Beginn des Aufnahmen einige essenzielle Fragen zu klären und sich mit den Tücken der Audio-Produktion vertraut zu machen. Dieses Buch soll genau hierbei Hilfe leisten und als Leitfaden alle Grundlagen und Schritte von A bis Z auf verständliche Weise erklären und anhand von Beispielen verdeutlichen. Nach der Lektüre werden Sie fit sein, ins Abenteuer Hörbuchproduktion zu starten.