Dies ist Teil 10 meiner neuen mehrteiligen Serie zur professionellen Hörbuchproduktion in Eigenregie. Ab sofort folgen wöchentlich alle weiteren Artikel, die von A bis Z erklären, wie man von der Idee zum fertigen Hörbuch in den Shops kommt. Alle Inhalte sind auch gesammelt als Buch und E-Book erhältlich. Sämtliche Links dazu finden sich auch noch einmal am Ende des Textes.
Die optimale Stimmlage
Viele Menschen sprechen von Haus aus (oder wohl eher aus Gewohnheit) nicht in ihrer optimalen Stimmlage. Gerade ungeübte Sprecher sind vor dem Mikrofon oft aufgeregt, was sich sofort auf die Stimme auswirkt: Sie sprechen aufgrund der Nervosität zu hoch. Für den Hörer (und unsere Stimmbänder) ist es jedoch angenehmer, wenn wir in der „optimalen“ Stimmlage sprechen. Diese ideale Stimmlage wird in der Fachsprache als „Indifferenzlage“ bezeichnet und liegt im unteren Drittel des Stimmumfangs des Menschen. Für eine möglichst volle, angenehme und gleichzeitig stimmbandschonende Sprechweise ist es unerlässlich, die eigene Indifferenzlage zu finden und sich anzugewöhnen, hauptsächlich in dieser zu sprechen. Etwas bildhafter wird diese Stimmlage manchmal als „Wohlfühlstimmlage“ oder gar „magisch“ beschrieben. Das hat vermutlich eher mit der Wirkung der effektiv und in der richtigen Tonlage eingesetzten Stimme zu tun als mit tatsächlichen Zauberkräften.
Seine eigene Indifferenzlage finden
Wie findet man also seine eigene Indifferenzlage? Am besten setzt man sich ruhig auf einen Stuhl, schließt die Augen, atmet ein paarmal ruhig in den Bauchraum ein und wieder aus. Dann denkt an etwas Schmackhaftes/Schönes und lässt ein ganz entspanntes „Mmmmmmh, Schokolade“ oder ein „Wwwwwwww, wohlig warm“ ausströmen. Der nun ganz automatisch erzeugte Ton liegt in der Indifferenzlage. Es ist sinnig, diese Übung ab und zu zu wiederholen und sich diese optimale Stimmlage bewusst zu machen. Wenn man sich an die Indifferenzlage gewöhnt hat und sie in der Übung zügig findet, überträgt man sie auf das normale Sprechen. Man wird dabei merken, dass die Stimme warm, voll und angenehm klingt. Um zu prüfen, wie sich diese Stimmlage auf die Resonanz im Stimmapparat und den Sitz des Kehlkopfes auswirkt, kann man von außen die Finger vorne an den Hals legen und beim Summen die Tonhöhe nach unten und oben variieren. Man wird feststellen, dass sich die Vibrationen verändern und ebenso der Sitz des Kehlkopfes. Je höher der Ton, desto weiter rutscht er nach oben. Wie bereits erwähnt, ist es für den Klang der Stimme und die Belastung des Sprechapparats günstiger, wenn der Kehlkopf locker und nicht zu hoch sitzt.
Summen und Resonanzräume
Zum Aufwärmen der Stimme eignet sich auch Summen sehr gut, so etwa auch durch die Nase. Dabei kann man auch die Resonanzräume im Nasenbereich gut erkunden. Man atmet dazu langsam und locker über die Nase aus und erzeugt einen Ton. Idealerweise haben Sie vorher die oben beschriebene Gähnübung durchgeführt, so dass Rachen- und Mundraum geweitet sind. Zunge und Hals lassen Sie dabei locker. Als Variation öffnen Sie dann (während Sie weiter ausatmen) langsam den Mund und formen ein „Maaaaaa“ oder „Moooooo“. Die Weitung des Halses behält man dabei die ganze Zeit bei.
Übungen zur Entspannung Körpers
Die Stimme ist nicht nur ein Produkt des Hals- und Mundraums, sondern wird auch durch den gesamten Körper beeinflusst. Verspannungen und Unwohlsein können sich negativ auf die Stimme auswirken. Wir können jemandem daher auch anhören, wenn er sich nicht gut fühlt. Vor allem Verspannungen im Schulterbereich sind für Sprecher tückisch. Deshalb kann man vor dem Sprechen gezielt für eine Entspannung der Schulter- und Beckenregion sorgen: Man stellt sich dazu bequem aufrecht hin, die Füße hüftbreit auseinander. Man achte darauf, dass Schultern und auch Knie locker und entspannt sind. Während des Einatmens hebt man dann die Schultern deutlich an und lässt sie beim Ausatmen mit einem „saftigen“ Seufzer einfach fallen. Die Übung kann man drei- oder viermal wiederholen.
Ebenfalls zur Lockerung trägt das Schulterkreisen bei: Dazu führt man mit den Schultern kreisende Bewegungen mit und entgegen dem Uhrzeigersinn aus. Auch hierbei sollte man möglichst locker stehen. Nach gleichem Schema kann man auch das Becken mehrmals in fließenden Bewegungen kreisen lassen. Sie sollten sich angewöhnen, alle in den zurückliegenden Abschnitten erwähnten Übungen zu ihrer Aufwärmroutine vor dem Sprechen zusammenzufassen und jedes Mal zu absolvieren, bevor Sie sich hinter das Mikrofon setzen. Zusätzlich dazu können Sie mit einigen der bekannten „Zungenbrecher“ wie Fischers Fritze und Ähnlichem Ihre Artikulation trainieren. Das Internet ist voll mit Beispielsätzen, die man sich nach Belieben zusammenstellen und regelmäßig üben kann.
Das Buch zur Artikelserie
In diesem Buch, das als Taschenbuch, Ringbindung und E-Book erhältlich ist, habe ich alle relevanten Inhalte zur Hörbuchproduktion in Eigenregie zusammengefasst und mit Bildern illustriert.
Einem gut produzierten Hörbuch hört man nicht an, wie komplex der Produktionsprozess dahinter ist. Es soll auf mitreißende Art eine Geschichte erzählen, während die Technik ausgeblendet wird. Die vielen Schritte, die bei seiner Entstehung nötig sind, sollen im Hintergrund bleiben. Damit eine Produktion gelingen kann, müssen viele Faktoren zusammenkommen: passende Technik, eine gute Akustik, eine optimale Vorbereitung des Manuskripts, eine klare Aussprache und Betonung des Sprechers, eine präzise Nachbearbeitung und ein Mastering, das den Anforderungen der gängigen Shops und Portale entspricht. Will man dies als Autor selbst und ohne externe Dienstleister meistern, gilt es schon vor Beginn des Aufnahmen einige essenzielle Fragen zu klären und sich mit den Tücken der Audio-Produktion vertraut zu machen. Dieses Buch soll genau hierbei Hilfe leisten und als Leitfaden alle Grundlagen und Schritte von A bis Z auf verständliche Weise erklären und anhand von Beispielen verdeutlichen. Nach der Lektüre werden Sie fit sein, ins Abenteuer Hörbuchproduktion zu starten.