Dies ist Teil 23 meiner neuen mehrteiligen Serie zur professionellen Hörbuchproduktion in Eigenregie. Ab sofort folgen wöchentlich alle weiteren Artikel, die von A bis Z erklären, wie man von der Idee zum fertigen Hörbuch in den Shops kommt. Alle Inhalte sind auch gesammelt als Buch und E-Book erhältlich. Sämtliche Links dazu finden sich auch noch einmal am Ende des Textes.
Der korrekte Export der Audiodaten
Ein Wort vorab noch zu Dateilängen: Sie haben ihr Hörbuch in der Editing-Phase bereits in die einzelnen Kapitel unterteilt, entweder mittels Marker/Regions (empfohlen) oder indem Sie für jedes Kapitel in einer separaten Projektdatei verarbeitet haben. Nun sollten Sie noch einmal auf die jeweilige Länge der Abschnitte achten. Viele Shops schreiben vor, dass einzelne Dateien nicht länger als 60 Minuten sein dürfen. Das ist ohnehin sehr lang und für den Hörer unter Umständen wenig praktikabel, um im Hörbuch zu „navigieren“. Daher sollten Sie als Spieldauer der einzelnen Abschnitte eher um die 20 Minuten anpeilen.
Sind Kapital kürzer oder länger, haben Sie natürlich Spielraum, aber die Unterteilung sehr langer Kapitel in mehrere Dateien (etwa nach Szenen) ist durchaus überlegenswert. Dazu setzen sie einfach weitere Marker an der entsprechenden Stelle in ihrer Zeitleiste. In Presonus Studio One (welches ich hauptsächlich benutze) kann man das Material zwischen allen Markern unterteilt als einzelne Dateien exportieren. Beim Export wählt man rechts die Option „Zwischen jedem Marker“. So kann das ganze Hörbuch in einem Schritt ausgegeben werden.
Serien-Export mit entsprechenden Regions und Markern
In Reaper lässt sich dies durch Anlegen sogenannter „Regions“ lösen. Bei Export muss dann im Menü die Option „Regions Matrix“ verwendet werden. Ein Blick ins Handbuch gibt hier genauere Hinweise. In Cubase ist eine ähnliche Funktion leider nur in der relativ teuren Pro-Version verfügbar, dort kann man sogenannte „Cycle-Marker“ anlegen, die die einzelnen Kapitel umfassen. Im Export-Dialog kann man diese Auswählen und als einzelne Dateien ausgeben. „Cycles“ lassen sich auch in den abgespeckten „Elements“- und „LE“-Versionen anlegen, jedoch müssen die Bereiche dann einzeln ausgewählt und exportiert werden.
Wichtig ist ebenfalls die Benennung der Audiodateien. Damit einwandfrei definiert werden kann, in welcher Abfolge die Dateien abzuspielen sind, sollte am Anfang jedes Dateinamens eine dreistellige Nummer stehen. Die Dateinamen beginnen demnach mit „001“, „002“, „003“ und so weiter. Die Nummerierung der Dateien muss logischerweise der Abspielreihenfolge entsprechen. Hinter dem „Präfix“ (001, 002 et cetera) können weitere Infos folgen, so etwa „intro“, „vorwort“, „kapitel-1“ oder Ähnliches. Sonderzeichen und Umlaute sind unbedingt zu vermeiden. Schreiben Sie am besten alles klein und zusammen. Die Dateiendung muss entweder „.mp3” oder „.wav“ sein. Demnach lautet ein Dateiname dann exemplarisch „002_vorwort.mp3“, „004-kapitel-02.wav“ oder einfach nur „003.mp3“. Bitte beachten Sie auch, dass die maximale Zeichenanzahl pro Dateiname 255 Zeichen beträgt.
Metadaten bearbeiten und vervollständigen
Im nächsten Kapitel befassen wir uns im ersten Schritt dem Upload beim Digitalvertrieb und anschließend der Auslieferung der Daten an die Shops. Auf der Webseite des Vertriebspartners werden Sie die entsprechenden Metadaten ihres Buches eingeben müssen, damit es in den Shops korrekt angezeigt wird. Zusätzlich kann es aber sinnig sein, die passenden Daten direkt in die MP3s schreiben, schon allein für den Fall, dass Sie das Hörbuch auch direkt über Ihre Homepage verkaufen wollen oder kostenlose Hörexemplare zum Download anbieten wollen. Dazu verwendet man am einfachsten das Hilfsprogramm Mp3tag, das kostenfrei heruntergeladen werden kann. Mit diesem lassen sich die Metadaten aller Dateien in einem Zug ändern, was sehr nützlich sein kann. Sie sollten in den entsprechenden Feldern Autor, Sprecher, Produzent und weitere Infos eintragen. Sie können den Dateien auch in einem „Rutsch“ die passenden Tracknummern zuweisen, damit die Abspielgeräte wissen, welche Reihenfolge gilt. Nicht alle Player orientieren sich an der Dateibenennung, weshalb eine korrespondierende Nummerierung in den Metadaten nicht schaden kann.
Das Buch zur Artikelserie
In diesem Buch, das als Taschenbuch, Ringbindung und E-Book erhältlich ist, habe ich alle relevanten Inhalte zur Hörbuchproduktion in Eigenregie zusammengefasst und mit Bildern illustriert.
Einem gut produzierten Hörbuch hört man nicht an, wie komplex der Produktionsprozess dahinter ist. Es soll auf mitreißende Art eine Geschichte erzählen, während die Technik ausgeblendet wird. Die vielen Schritte, die bei seiner Entstehung nötig sind, sollen im Hintergrund bleiben. Damit eine Produktion gelingen kann, müssen viele Faktoren zusammenkommen: passende Technik, eine gute Akustik, eine optimale Vorbereitung des Manuskripts, eine klare Aussprache und Betonung des Sprechers, eine präzise Nachbearbeitung und ein Mastering, das den Anforderungen der gängigen Shops und Portale entspricht. Will man dies als Autor selbst und ohne externe Dienstleister meistern, gilt es schon vor Beginn des Aufnahmen einige essenzielle Fragen zu klären und sich mit den Tücken der Audio-Produktion vertraut zu machen. Dieses Buch soll genau hierbei Hilfe leisten und als Leitfaden alle Grundlagen und Schritte von A bis Z auf verständliche Weise erklären und anhand von Beispielen verdeutlichen. Nach der Lektüre werden Sie fit sein, ins Abenteuer Hörbuchproduktion zu starten.