Aufmerksam, aber ausgebrannt

Lange, lange nichts voneinander gehört. Also in erster Linie ihr von mir natürlich. Aber das hat auch etwas Gutes, denn ihr konntet euch in der Zwischenzeit mit etwas ganz anderem befassen. Ihr konntet eure Aufmerksamkeit auf die schönen Dinge richten, mal den Kopf frei kriegen ohne ständig von diesem Mikael Lundt genervt zu werden. Nein, Spaß beiseite, das ist natürlich übertrieben. Hoffe ich zumindest.

Aufmerksamkeitsfoto (Serviervorschlag)

Aber dennoch ist ein Körnchen Wahrheit darin, denn wir befinden uns heutzutage alle in einem globalen Aufmerksamkeitswettbewerb. Klingt hochtrabend, heißt aber im Grunde nur: Jeder will was von einem. In jeder Sekunde des Tages und auf allen Kanälen. Das betrifft euch, das betrifft mich und alle anderen, die sich im Internet und allgemein in den Medien tummeln. Man spürt es vielleicht auch nur unterbewusst. Alles ist eben ein bisschen viel. Da braucht man auch mal eine Pause, so wie ich. Ich brauchte eine Pause vom Wettbewerb und eine Pause vom Schreiben. Man muss doch mal ein halbes Jahr was anderes machen können, um kreative Kraft zu schöpfen, um frische Ideen auszubrüten und anschließend einen neuen Blick auf sein Schaffen zu werfen.

Tretmühle dank Amazon

Diesen Aufmerksamkeitswettbewerb gibt es natürlich nicht nur in Social Media. Etwas ganz ähnliches findet man ganz extrem auf Amazon mit seinen gefühlt 28 Milliarden Buchveröffentlichungen im Jahr. Natürlich sind es weniger, aber trotzdem ist der Leser irgendwie überfordert bei diesen ganzen Neuerscheinungen. Und als Autor geht man schnell unter. Man merkt das spätestens nach zwei Monaten, wenn man aus den Neuerscheinungslisten herausfällt. Die Kurve geht dann abwärts und es ist Zeit, wieder etwas Neues herauszubringen.

Das bedeutet also verkürzt: Mehr als eine Spanne von zwei oder drei Monaten hat ein Buch nicht. Dann ist es mehr oder weniger verbraucht, abgenutzt. Man braucht etwas Neues. Das bringt den Autor auf gewisse Weise in ein Hamsterrad, in die Tretmühle, in den Teufelskreis, wie auch immer man es nennen will. Man hat das Gefühl, dass man mindestens vier Bücher im Jahr herausbringen muss, um erfolgreich und ausreichend präsent zu sein, um im Aufmerksamkeitswettbewerb überhaupt etwas zu reißen. Und viele schaffen das auch, verfallen in ein Schreiben im Akkord.

Was gut tut und was nicht

Aber ich habe gemerkt, dieser Druck tut mir nicht gut. Er schadet der Freude am Schreiben und er schadet vielleicht auch der Qualität. Spätestens, wenn man nach drei oder vier Büchern am Stück ausgebrannt ist. Ich habe jüngst erst wieder angefangen, an meinem Manuskript weiterzuarbeiten, das seit über einem halben Jahr unangetastet auf der Festplatte lag. Es ist in dieser Zeit nicht schlechter geworden und ich bin nach wie vor überzeugt von der Geschichte. Aber meine Einstellung zum Schreiben ist frischer, ich spüre jetzt viel mehr Motivation. Die hat zuvor offenbar gefehlt, denn als ich mir die beiden zuletzt geschriebenen Kapitel noch einmal durchgelesen habe, konnte ich deutlich sehen, woran es mangelte. Sie waren inhaltlich nicht schlecht und auch handwerklich solide. Aber irgendwie fehlte ein bisschen die Dynamik, die Lebendigkeit. Es fehlte an Action, an Emotion und Liebe zum Detail. Das hatte ich vor meiner Schreibpause gar nicht so gemerkt. Aber es ist offenbar eine Nebenwirkung der Akkordarbeit, dass das Schreiben etwas mechanisch wird. Und das möchte ich auf gar keinen Fall, denn ich schreibe aus Spaß daran.

Was bedeutet Erfolg?

Aber andererseits möchte man als Autor erfolgreich sein, was gerade als Selfpublisher, der sich um alles selbst kümmert, schwer genug ist. Man hat vielleicht diesen Traum, irgendwann einmal komplett von den Büchern leben zu können. Aber man weiß auch, dass sich für die allerwenigsten dieser Traum erfüllen wird. Es bedeutet in jedem Fall viel, viel harte Arbeit. Dennoch erreichen viele dieses Ziel nicht, egal wie viel sie schuften.

Irgendwann muss man also die Entscheidung treffen, wie viel man schreiben kann, ohne auszubrennen und ohne seine Qualität zu gefährden. Das heißt auch: Wie viel Zeit kann und will man in ein Buch investieren? Sind es zwei Monate? Oder ist es vielleicht ein Dreivierteljahr? Die Erlebnisse des letzten Jahres haben mir gezeigt: Für mich ist zumindest Letzteres der Fall. Das Ergebnis wird besser, wenn man sich Zeit lässt und auch die richtige Muße für das Schreiben hat, statt sich zu zwingen, weil man eine zu knappe Deadline hat. Ich jedenfalls möchte etwas anderes als handwerklich solide, aber irgendwie mechanisch vor mich hin zu schreiben.

Zwang und Prioritäten

Vielen scheint es egal zu sein, sie beugen sich diesem Zwang, weil sie glauben, sie müssten es. Doch dann darf man sich nicht wundern, dass die Qualität vieler Bücher mies bis so lala ist und die Leser das Gefühl haben, alles sei generisch und austauschbar. Das möchte ich nicht. Und deswegen ist mein Ziel ab sofort: Ein Buch pro Jahr. Das muss genügen. Und wenn es dann im Aufmerksamkeitswettbewerb nicht bestehen kann?  Tja, wir werden sehen, was dann ist. Oberste Priorität ist, dass die Qualität stimmt und ich mit meinem Tun zufrieden bin. Alles andere bestimmen die Leser.

Wenn ihr mich unterstützen möchtet, bis das neue Buch dann vielleicht in vier bis sechs Monaten fertig ist: Ich habe noch einige limitierte Hardcover von Aeterna und Naglfar hier, die ihr erwerben könnt und die ich auf Wunsch gerne signiere und zusende. Schreibt mir einfach eine Mail. Euer Mikael.

Schreib einen Kommentar